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i6
- HEBAMME &
SCHWANGERSCHAFTSBETREUUNG |
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Ganzheitliche
Gesundheitsfürsorge |
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Sieben junge Frauen
sitzen auf dem Teppich-Boden und lallen vor sich hin. Vollkommen konzentriert,
als ob sie gerade die schwierigsten Fremdwörter der Welt aussprechen
würden.
Die Frauen lassen sich
nicht aus der Ruhe bringen. Bald, wenn der Geburtstermin gekommen ist, wird
richtige Atmung lebenswichtig.
"Gebären ist
Muskelarbeit. Und deswegen ist ein bewussteres, grösseres Atem-Volumen für die
Sauerstoff-Versorgung wichtig. Und dazu versuchen wir
>>Hebammen mit den Frauen
die verschiedenen Atemräume des Körpers zu erarbeiten, und machen sie
erfahrbar. Und es sollte dann damit vermittelt werden, dass gute Atemarbeit
schmerzhafte Wehen ganz deutlich erleichtert, und dass Mutter und Kind
unter der Geburt besser mit Sauerstoff versorgt werden." |
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Mit
Schwangeren die richtige Atem-Technik üben - das ist nur eine von vielen
Aufgaben der Hebamme: |
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Sie macht
Vorsorge-Untersuchungen, gibt Tipps zur Geburtsvorbereitung, kommt zur
Hausgeburt in die Wohnung und bietet seelische Unterstützung. Für werdende
Müttern eine wichtige Begleitung. |
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Atemtechnik: Den Körper
sensibel machen |
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Einmal pro Woche
kommen die schwangeren Frauen in die
>>Hebammen-Praxis in der Münchner
Innenstadt, Robert-Koch-Str. 13. Ziel der Schwangerschaftsgymnastik ist es, die
eigene Körper-Wahrnehmung zu sensibilisieren, dem Körper zu vertrauen, die
Atemtechnik zu schulen.
Ganzheitliche
Gesundheitsfürsorge ist >>Hebammen
Gabi Mitschka ein wichtiges
Anliegen. Und weil zum Kinderkriegen immer zwei
Menschen gehören, bezieht sie auch den Partner mit ein. An einem
Sonntagnachmittag sind die Männer eingeladen, an den Übungen teilzunehmen. Mit
der Hebamme reflektieren die Paare die Rolle des Partners bei der Geburt. Die
Kosten für die insgesamt 14 Einzelstunden Schwangerschafts-Gymnastik übernimmt
die Krankenkasse, der Partner muss seine Teilnahme-Gebühren jedoch selbst
zahlen.
Die Schwangeren haben
noch etwas gemeinsam: Sie sind alle "Mehrgebärende".
"Frauen, die das
zweite oder dritte Kind erwarten, haben in der Regel andere Ansprüche an den
Kurs als Erstgebärende. Frauen, die das erste Kind erwarten, möchten mehr
Informationen haben über den Geburtsverlauf. Bei den Zweitgebärenden geht es
mehr darum, im Trubel des Alltags Zeit für sich zu finden, Zeit für die neue
Schwangerschaft zu finden, sich auf das zweite Kind einzustellen, mit diesem
Kind in Kontakt zu gehen, sich zu entspannen, Zeit zu haben, den eigenen Körper
wahrzunehmen und zu pflegen." |
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Sozialkontakt: Gemeinsam
geht alles leichter |
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Die Mehrfach-Belastung durch Mann, Kind,
Schwangerschaft ist Gesprächsthema Nummer
Eins. Zu Beginn jeder Kurseinheit erzählt jede einzelne, wie es ihr geht, was sie belastet.
Gerade in Grossstädten wie München ist der Sozialkontakt besonders wichtig: Die Familie
wohnt oft weit weg, Freunde und Bekannte übernehmen deren soziale Rolle. Die werdenden
Mütter verabreden sich zum Spazieren gehen, oder treffen sich mit ihren Kindern am Spielplatz. Gemeinsam fallen
auch die Atem-Übungen mit den Kirsch-Kern-Säckchen im Vierfüsslerstand leichter.
Die sonderbaren Geräusche aus dem Gymnastik-Raum dringen
hinaus in den Gang der Hebammen-Praxis im Zentrum Münchens.
Auf einem Tischchen liegt ein Geburtsbuch mit Kinder-Fotos, auf
denen fröhlich-freche Augen strahlen.
Karin Hartmann und Gabi Mitschka arbeiten als freiberufliche
Hebammen. Gemeinsam mit anderen Kolleginnen haben sie eine
Hebammen-Praxis im Zentrum Münchens gegründet. Frauen, die
nicht Zuhause oder im Krankenhaus entbinden wollen, kommen in
die Praxis. Unter der Aufsicht von zwei Hebammen kommt das Kind
zur Welt. Ein Frauenarzt wird erst dann zur Geburt gerufen, wenn Komplikationen auftreten oder die Frau es ausdrücklich wünscht.
Gesetzlich vorgeschrieben ist nur die Anwesenheit der Hebamme bei
der Geburt - die so genannte "Hinzuziehungspflicht". |
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Hebammengesetz Paragraph Vier (§4): |
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"Die Ärztin und der Arzt sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass bei einer Entbindung eine Hebamme oder ein
Entbindungspfleger zugezogen wird."
Um den Frauen die Entbindung in der Praxis möglichst angenehm zu machen, steht im Geburtsvorbereitungszimmer ein grosses Bett, eine
"Lustwiese", wie die Hebammen sagen, damit der Partner während
der Wehen bei seiner Frau liegen kann. Direkt nebenan das
Geburtszimmer mit eingelassener Wanne in der Ecke. Wenn die Frau
will, kann sie sich für eine Unterwassergeburt entscheiden.
Im einem weiteren Untersuchungszimmer führt Hebamme Karin Hartmann gerade eine Vorsorge-Untersuchung durch. Die
Schwangere ist in der 28. Woche. Karin Hartmann kontrolliert
Gewicht, Blutdruck, Urin und hört den Bauch ab.
Sorgfältig trägt die Hebamme die Untersuchungsergebnisse in den Mutterpass ein. Dann bespricht sie mit dem Ehepaar noch genauere
Geburtsvorbereitungen. Die Schwangere will zu Hause entbinden. Um
Komplikationen am Geburtstermin zu vermeiden, besucht Karin
Hartmann die Familie schon einmal vor der Geburt. |
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Zeit für persönliche
Gespräche |
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Die Mutter könnte die >>Vorsorgeuntersuchung auch beim Frauenarzt
machen lassen, der kann eine Ultraschall-Untersuchung durchführen,
was die Hebamme nicht kann. Doch das Besondere an der
Hebamme: Sie hat Zeit, viel mehr Zeit für die Schwangere als ein
Frauenarzt. Die ärztliche Vorsorge ist meist nach zehn Minuten vorbei - die Hebamme setzt für die Vorsorge 45 Minuten an. So bleibt viel
mehr Raum für das persönliche Gespräch.
Sämtliche Voruntersuchungen kann die werdende Mutter bei ihrer
Hebammen durchführen lassen. Die Kosten werden voll von der
Krankenkasse getragen. Ausserdem zahlt die Kasse:
Beratungen
- die Hilfe bei
Schwangerschaftsbeschwerden
- die
Geburtsvorbereitung
- die
Geburtshilfe
- die
Wochenbett-Betreuung
- die Rückbildungs-Gymnastik
Mängel sind einfach, dass wir den Frauen zu wenig bekannt sind. Wir müssten vielleicht schon in die Schule gehen, damit die jungen
Mädels bereits hören, dass es überhaupt Hebammen gibt. Im
Moment ist es ja so, dass, wenn eine Frau schwanger wird, dann ist
der normale Weg, sie geht zum Frauenarzt, lässt sich dort betreuen,
und geht in die Klinik, um dort ihr Kind zu kriegen, und sie hätte aber
auch noch viel bessere Betreuungsmöglichkeiten, z.B. zusätzlich sich
von der Hebamme betreuen lassen, weil wir haben viel Zeit, mehr
Zeit.
Ist eine Frau schwanger, sollte sie auf jeden Fall den Kontakt zu einer Hebamme in ihrer Nähe aufsuchen. Kontakte bekommt sie über
den Frauenarzt. Insgesamt 12.000 Hebammen arbeiten in
Deutschland (2004).
>>Karin Hartmann arbeitet als freie Hebamme im Münchner Stadtviertel Haidhausen. Ihr Berufsziel war von Anfang die eigenverantwortliche
Betreuung von Hausgeburten. Nur wenige Babys kommen Zuhause
zur Welt, in Deutschland etwa ein Prozent. In ländlicheren Gegenden
haben die Familien noch mehr Vertrauen zur Hebamme als in der
Stadt.
Obwohl eine Hausgeburt nicht risikoreicher ist als eine
Klinik-Geburt.
Dies belegt eine bayernweite Untersuchung von 2.500 Hausgeburten
der "Beratungsstelle für Natürliche Geburt e.V.", München. Eine
Hausgeburtshelferin verwendet deutlich weniger Medikamente,
Damm-Schnitte kommen bei der Hausgeburt seltener vor.
Für ihren Hausbesuch bei Andrea ist die Hebamme eine Stunde mit U-Bahn und zu Fuss durch die Stadt unterwegs. Ihr Arbeitstag ist
heute lang: begonnen hat er morgens um halb Neun mit dem
Telefondienst in der Hebammen-Praxis, dann kamen zwei Frauen zur
Vorsorge-Untersuchung, und nun drei Hausbesuche, quer durch das
Münchner Stadtzentrum verteilt. Weil Kinder am liebsten nachts zur
Welt kommen, wenn es ruhig ist, und auch bevorzugt am
Wochenende, gibt es für Karin Hartmann keinen festen
Arbeitsrhythmus.
Der Vorteil ist erst mal für mich ein angenehmes Arbeiten, weil ich während der Geburt nur eine Frau betreue, das heisst, nichts lenkt
mich ab, ich kann meine ganze Aufmerksamkeit der Frau und dem
Kind zu wenden. Dann hat die Hausgeburt für die Frau den Vorteil,
dass sie ihr Kind so gebären kann, wie sie das will. Also, sie kann
sich soviel hin- und herbewegen, wie sie will, sie kann so oft baden,
wie sie will und das Kind in der Position gebären, wie es ihr
entspricht. Und dann glaube ich, dass man Zuhause das Ankommen
des Kindes am angenehmsten gestalten kann. Es mischt sich
niemand ein, was das Kind betrifft, bei dem die Eltern das nicht
wollen.
Das Wochenbett dauert insgesamt 6 Wochen lang, und die sensible Phase, das sind so die ersten 10 Tage. Die Frauen sollen keinen
Haushalt machen, es ist gut, wenn der Mann sich Urlaub nimmt, ich
empfehle immer, sich eine Haushaltshilfe zu nehmen. |
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Beruf Hebamme: |
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Auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit wird die Hebamme
(ca. 26.000 in Deutschland, Nov. 2021) in einer dreijährigen Ausbildung an einer Hebammenschule vorbereitet. Zwei
Drittel der gesamten Ausbildungszeit verbringt die
Hebammen-Schülerin auf Station. Nach bestandener
Abschlussprüfung darf sich die Schülerin "Staatlich geprüfte
Hebamme" nennen.
Die Berufsbedingungen für eine >>Hebamme sind extrem hart: 60-70 Wochenstunden Einsatz, oft rund um die Uhr, bei geringer Bezahlung.
Beim Berufseinstieg verdient eine am Krankenhaus angestellte
Hebamme ungefähr 1.700 € brutto (Stand: 2004). Andere Angaben 1.470 €¹ (¹
studycheck.de)
Das >>Burn-Out-Syndrom
ist
besonders hoch: Im Durchschnitt suchen sich Hebammen schon nach fünf Berufsjahren eine andere Tätigkeit. Dennoch ist die Nachfrage an der Hebammen-Schule sehr stark. 40
Bewerberinnen konkurrieren um einen Ausbildungsplatz.
Unter der
Berufsbezeichnung "Entbindungs-Pfleger" sind seit 1985 auch Männer
zugelassen, doch bislang trat kaum einer die Ausbildung an. |
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Mehr Themen:
>>Brustkrebs
- mit der Vorsorge frühzeitig erkennbar |
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